Hinter Gittern – Der Frauenknast

Hinter Gittern – Der Frauenknast (kurz: HG oder auch HiGi) war eine deutsche Fernsehserie in Form einer Seifenoper, die den dramaturgisch überzeichneten Alltag in einem Gefängnis für Frauen erzählte. Die Serie wurde vom 22. September 1997 bis zum 13. Februar 2007 beim Privatsender RTL ausgestrahlt.

Hintergrund

Die Ausstrahlung der ersten Episode erfolgte am 22. September 1997 beim Privatsender RTL, bei dem die Serie bis zum 20. November 2006 wöchentlich an jedem Montagabend gesendet wurde, sieben Jahre sogar ohne Sommerpause. Seit dem 5. Dezember 2006 wurde die Serie jeden Dienstag um 01:05 Uhr gesendet. Produziert wurde die Serie von der Grundy UFA TV Produktions GmbH auf dem ehemaligen Militärgelände der „Wavell Barracks“ in Berlin-Wilhelmstadt (Bezirk Spandau) unter der Regie von Dagmar von Chappuis, Roger Wielgus, Axel Bock, Sebastian Monk, Bodo Schwartz, Oren Schmuckler, Heinz Dietz, Olaf Götz, Conny Dohrn und anderen.

Die Handlung spielt in der fiktiven Justizvollzugsanstalt Reutlitz in Berlin. Die einzelnen Folgen bauen jeweils aufeinander auf. Wie für eine Seifenoper typisch, werden dabei regelmäßig neue Handlungsstränge in die Serie eingefügt und miteinander verflochten, während andere dann auslaufen (Zopfdramaturgie). In diesem Rahmen werden auch lesbische Liebesbeziehungen, Drogengeschäfte, Ausbruchsversuche, Auseinandersetzungen mit Justizvollzugsbeamten („Schließern“) sowie Straftaten wie beispielsweise Morde beschrieben. Oft wird Gefängnis-Jargon benutzt. Zur wichtigsten und über die Grenzen der Stammzuschauer hinaus bekanntesten Rolle wurde nach einiger Zeit Christine Walter (gespielt von Katy Karrenbauer), eine Bankräuberin und Autoritätsperson unter den anderen Häftlingen.

Die Serie hat sich trotz des teilweise absurden und unrealistischen Plots bezüglich der schauspielerischen Qualität einen vergleichsweise guten Ruf erworben, da im Gegensatz zu vielen Daily Soaps fast ausschließlich ausgebildete Schauspieler eingesetzt wurden – zum großen Teil mit Theater-Erfahrung.

Neben einem seit Sendebeginn festen Schauspielerstamm gibt es zum einen Rollen, die nur vorübergehend in die Handlungsabläufe eingeführt werden; zum anderen Rollen, die nach teilweise längeren Pausen wieder in die Serie integriert werden. Die Pausen werden auch dazu benutzt, einen Charakterwandel vorzunehmen und plausibel zu machen. Dadurch verfügt die Serie über ein austariertes Gleichgewicht von Sympathieträgern und deren Gegenspielern sowohl unter den Insassen als auch unter dem Gefängnispersonal. Ein Beispiel für derartige Wandlungen ist die Figur der Jutta Adler. Durch diese Rotationen, welche für die meisten Rollen mehr oder weniger lange Sendepausen mit sich brachten, ist es gelungen, sowohl den Bedürfnissen der Dramaturgie als auch der jeweiligen Schauspielerin dieser Seifenoper gerecht zu werden. Einige der in der Serie nur vorübergehend präsenten Figuren haben beim Publikum besonderen Anklang gefunden. Ein Beispiel ist die von Susann Uplegger gespielte skrupellose Gefängnisinsassin Natascha Sanin oder die Handlung um Dr. Kerstin Herzog und Sascha Mehring, zu deren Geschichte vier Romane erschienen sind.

In dramaturgischer Hinsicht wird durch Elemente von Action, Romantik, Spannung usw. ein breites Spektrum an Zuschauerinteressen bedient. Oft wird das Stilmittel der Ironie benutzt, was in einer Weise geschieht, dass sowohl bestimmte Zuschauerkreise durch den bloßen Wortlaut bzw. die unreflektierte Handlung angesprochen werden, andere Zuschauerkreise hingegen die Ironie erkennen und sich ebenso angesprochen fühlen.

Als Mona Klare im Jahr 2000 aus der Serie Gute Zeiten, schlechte Zeiten ausstieg, kam die von ihr dargestellte Barbara Graf ins Gefängnis. Als Schauplatz diente das Set aus Hinter Gittern und die dort beheimateten Charaktere Melanie Schmidt und Horst Dahnke waren für einige Folgen Bestandteil der Handlung. Im selben Jahr spielte auch eine Folge der Serie Der Puma – Kämpfer mit Herz in Reutlitz, wobei hier Jutta AdlerBirgit Schnoor und von Dauerkomparsen gespielte Gefängnisinsassinnen zu sehen waren. Durch Gastauftritte und Crossover ist Hinter Gittern damit Teil des gemeinsamen Serienuniversums von Alles was zähltDer Puma – Kämpfer mit HerzGute Zeiten, schlechte ZeitenGroßstadtträumeSK-Babies und Unter uns geworden.

Nach einer verhältnismäßig kurzen 14. Staffel (20 Folgen) ging die Serie im Juni 2005 erstmals in eine Sommerpause. Am 22. August 2005 wurde ein Special gesendet (Was geschah in Reutlitz?), das die Rückkehr der Rolle Jutta Adler einläutete. Daneben wurde in Rückblenden die Handlung der vergangenen Staffel zusammengefasst, was neuen Zuschauern den Einstieg in das Seriengeschehen erleichtern sollte. Die am 12. September mit einer Doppelfolge gestartete 15. Staffel lief mit 33 Folgen ungewöhnlich lange. Nach einer finalen Doppelfolge am 22. Mai 2006 ging die Serie ein zweites Mal in eine Sommerpause. Komplett neu wurde sie ab September 2006 in ihrer 16. Staffel unter dem Motto Hinter Gittern – RELOADED! präsentiert. Neue Kulissen, wie etwa eine Schutzzone auf dem Gefängnishof, eine andere Kameratechnik und ein „Zurück zu den Wurzeln“-Denken in der Story sorgten für ein geändertes Erscheinungsbild. Daneben wurden einige, teilweise langjährig etablierte, Charaktere in der weiteren Handlung nicht mehr berücksichtigt, wobei ihr Verschwinden nicht erklärt wurde. Insgesamt wurden 19 neue Charaktere eingeführt.

Im Verlauf der 16. Staffel führten sinkende Einschaltquoten bei den Programmverantwortlichen zu der Entscheidung, die Serie auslaufen zu lassen und die letzten Episoden jeweils in der Nacht zum Dienstag zu senden. Die letzte Folge wurde am 13. Februar 2007 um 01:05 Uhr ausgestrahlt. In der letzten Szene öffneten sich zunächst das Gefängnistor und anschließend die Schleuse. Sämtliche Mitwirkende verließen Reutlitz in das Gegenlicht. Nur Direktorin Juliane Sürth (Susanne Schäfer) blieb auf der Stop-Markierung des Gefängnishofes zurück. Der letzte Satz wurde von Christine Walter ausgesprochen, nachdem sie einen Moment zur Direktorin zurückgeschaut hatte: „Wartet auf mich!“. Ob es sich bei dieser letzten Szene um den Traum einer Serienfigur oder eine sehr unrealistische fiktive Realität handeln soll, bleibt offen.

Bereits Ende Februar 2007 waren alle Kulissen des Sets auf dem Gelände der alten britischen Kaserne in Berlin-Spandau abgerissen. Lediglich die Kulissen der Gefängnisgärtnerei, die etwas entfernt vom Haupt- und Produktionsgelände liegt, und die gefängniseigene Kapelle blieben der Nachwelt erhalten, verfallen jedoch zusehends.

Als Ableger zur Serie gibt es Romane, in denen beispielsweise Vorgeschichten zu Personen aus der Serie erzählt werden oder Ereignisse aus der Serie, die besonders gut beim Publikum ankamen, näher beleuchtet werden (z. B. Die Vattkes – auf Leben und Tod). Weiterhin gibt es ein gleichnamiges Computerspiel (GenreAdventure) nebst einer Fortsetzung sowie ein Handyspiel zur Serie. Darüber hinaus wurden zwei Musikalben mit den Stars aus Hinter Gittern aufgenommen. Die enthaltenen Titel dienten eine Zeit lang auch als Soundtrack der Serienfolgen. Ferner ist jährlich ein Wandkalender zur Serie erschienen.

Die am 23. Juli 2010 veröffentlichte DVD-Box zur 15. Staffel enthält zwei Bonusfolgen (379z Eine Frau boxt sich durch und 380z Haltlos), die nicht im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Die Haupthandlung dieser beiden Episoden um Ginger und Daniela wurde im Nachhinein stark verkürzt, die Nebenhandlungen um AnnabelleJeannetteIlseEsther und Teresa weitgehend gestrichen und durch den Handlungsstrang um WalterManu und ihre Schwester Jana ersetzt. So wurde aus den ursprünglichen beiden Episoden die schlussendliche Folge 379 (Eine Frau boxt sich durch), die allerdings ein anderes Ende aufweist. Während Daniela am Ende der nicht ausgestrahlten Episoden von Jutta mit nach Hause genommen wird, wird sie am Ende der ausgestrahlten Folge 379 von ihr suspendiert.

Ab dem 13. September 2004 wurden die ersten Folgen der Serie (mit dem Untertitel Wie alles begann) jeweils nach der neuen Episode um 23:15 Uhr wiederholt. Da das nachfolgende RTL Nachtjournal sich in seiner Anfangszeit nicht verschieben sollte, wurden die Folgen jeweils um einige Minuten gekürzt. Im Januar 2005 wurde der Sendeplatz vom Montag auf Donnerstag verschoben, bevor die Wiederholung mit der Folge vom 7. April schließlich abgebrochen wurde. Auf dem Pay-TV-Sender Passion wurden die ersten zehn Staffeln der Serie vom 14. April 2008 bis zum 22. April 2013 jeweils Montag um 20:15 Uhr wiederholt. Seit dem 18. November 2013 werden die weiteren Folgen werktags um 13:30 Uhr im Nachmittagsprogramm in Doppelfolgen ausgestrahlt. Mitte Februar 2015 übersprang Passion aus lizenzrechtlichen Gründen die Staffeln 8, 9 und 10. Zwischen dem 1. Dezember 2013 und dem 12. Januar 2015 wurde auf dem Video-on-Demand-Portal RTL NOW jeden Tag eine Folge veröffentlicht welche 30 Tage lang kostenlos verfügbar war. Seit Ablauf der 30 Tage ist es möglich die einzelnen Folgen zu mieten. Vom 26. September 2015 bis 13. März 2016 lief die Serie wöchentlich bei Super RTL. Seit 6. Juni 2016 ist sie bei RTLplus zu sehen.

Quelle: Wikipedia